Dies und das- Wollspende
Die Vorbereitung der Wolle fürs Spinnen läuft bei mir inzwischen nach einem festen Schema ab:
Ich erhalte die Vliese meist frisch vom Schaf zusammengerollt in einem Plastiksack.
Aus diesem Sack befreie ich das Vlies auf der gut gefegten Terrasse in meinem Garten.
Dann sortiere ich die Wolle durch. Sie teilt sich meist in drei Klassen:
- Die ganz gute,
die bis an die Spitzen sauber ist, kommt ohne weitere Vorbehandlung in einen Jute-Sack.
- Die Woll-Partien, die zwar ziemlich mit Kot verklebt, aber langfaserig sind, so dass es
schade wäre, sie wegzutun, kommen auf einen extra-Haufen. Sie werden später in ein
Kinderplanschbecken getan, mit Regenwasser übergossen, dann bedecke ich das Ganze mit
einer Plane, damit mir kein Viehzeug in die nasse Wolle gerät und lasse es ca. eine
Woche lang stehen. Danach kann man die Wolle schön durchmassieren, die Kot-Klöddern
haben sich aufgelöst, es kommt ein kleines Sieb über den Abfluss und dann ziehe ich
den Stöpsel des Planschbeckens. Die Gülle lasse ich in die Wiese laufen, spüle
nochmal mit 1-2 Gießkannen Regenwasser nach und lege die Wolle zum Trocknen in den
Schatten.
- Die dritte Partie bereitet mir im Frühjahr den meisten Spaß und um sie geht es hier
eigentlich: Das ist die Wolle, die zu schmutzig und kurz ist, als dass es sich lohnen
würde, sich noch groß mit ihr abzugeben. Das ist wenig – pro Vlies meist nur 1-2
Handvoll. Die lege ich auf der Südseite meiner Hecke auf die Wiese, direkt an die
Hecke heran, so dass sie beim Rasenmähen nicht weiter stört. Und dort lasse ich sie
einfach liegen.
Was passiert? Nach dem dritten Regenguss ist auch diese Wolle sauber gewaschen. Und
dann finden sich all jene ein, die dafür Verwendung haben. Im Frühjahr habe ich häufig
mehr Vogelarten an dieser Woll-Sammelstelle, als im Winter am Futterhäuschen.
Fünf Meisenarten, Kleiber, Spatzen, Buchfinken, Gimpel Rotkehlchen, Amseln,
einmal sogar eine Krähe – sie alle sind scharf auf meine Wolle. Es kommt zu
regelrechten Keilereien. Und am lustigsten ist zu beobachten, wie Vögel, die schon
etliche Fasern im Schnabel haben, sich von dem Woll-Vorkommen nicht trennen können
und noch mehr mitnehmen möchten. Wie aber das bewerkstelligen, wenn die schon
gesammelten Fasern immer entfleuchen, sobald sie den Schnabel noch einmal öffnen …
Ich sitze dann auf meiner Terrasse und beobachte das Treiben. Häufig lege ich auch
noch eine Handvoll Wolle nach, wenn es knapp zu werden droht. Ich kann das nur
empfehlen – es macht herrliche Beobachtungen möglich. Und im Winter, wenn ich die
Nistkästen säubere, finde ich überall „meine“ Wolle wieder und weiß, dass es den
Nestlingen darin gut ging.
Dagmar