Dies und das- Ein Date mit „Spinning Jenny“
Treffen des Tungendorfer Spinnkreises im Museum Tuch und Technik Neumünster
Stillleben am Webstuhl
Wenn man eine Weile zur Spinnerinnen-Community gehört, dann wird es mitunter eng im Postkasten / Terminkalender. Einladungen zum Schauspinnen und zu Spinntreffen flattern herein, bevorzugt im Frühjahr / Sommerhalbjahr. Für mich heißt das, dass ich ziemlich brachial aussieben muss. Ich möchte mich auf keinen Fall bei dem Gefühl ertappen, dass mir mein Hobby zuviel wird. Es muss auch noch Zeit für Anderes bleiben.
Die Kette ist drauf
Als ich die Einladung von Maimuna Nack und Ulrike Bielefeld vom Spinnkreis Tungendorf erhalten hatte, am 2. September 2018 im Museum Tuch und Technik in Neumünster dabei zu sein, war meine Entscheidung allerdings sofort gefallen. Da wollte ich hin. Während ich mir sonst oft noch Zeit für eine Entscheidung gebe und sie zum Beispiel davon abhängig mache, ob andere aus dem Spinnkreis auch fahren möchten, wäre ich nach Neumünster auch allein gefahren. Musste ich aber gar nicht. Birgit und Annegret ließen sich völlig problemlos davon überzeugen, dass es eine richtig gute Idee ist, dort hinzufahren. 200 Kilometer / zwei Stunden Fahrzeit hin oder her.
Die Krempelmaschine
Das stellte sich als ziemlich praktisch heraus, denn wie so oft hat der Musiker an meiner Seite kurz vor dem Termin das Auto für sich reklamiert. Gar kein Problem, drei Frauen und drei Spinnräder passen locker in Birgits Auto. Wollvorräte für einen erfüllten Spinntag, die neuesten Eigenkreationen für die Modenschau, ein Kuchen, ein selbst gebackenes Brot für das Buffet …. passten ebenfalls. Und – ganz wichtig! - es blieben sogar noch Hohlräume für eventuelle Einkäufe. Denn es war auch ein Verkaufsstand für Selbstgewerkeltes sowie gefärbte und ungefärbte Fasern in Aussicht gestellt. Wir brauchten natürlich nichts …
Es wurde auch gesponnen
Am 2.9. reisten wir entspannt nach Neumünster, fanden dank „Uschi“ problemlos das Museum, luden aus und ich konnte meiner Neugier sofort freien Lauf lassen. Schon das Äußere des Hauses – eine klare Glasfront zum „Kleinflecken“ hin, durch die man bereits riesige Maschinen erahnen kann, faszinierte mich. Über das Konzept des Gebäudes und des Museums hatte ich ein bisschen das Internet befragt, freute mich aber vor allem auf die angekündigten Führungen und Vorführungen. „Spinning Jenny“ - wer / was würde das wohl sein?
Webstück fertig
Natürlich gehörten die Begrüßung der schon bekannten und der überwiegend unbekannten Spinnerinnen dazu, die Freude über die vielen verschiedenen Spinnräder und Fasern, die die Frauen und Männer bei sich hatten, das Aufbauen des Buffets, das dankbare Seufzen, als der Kaffee fertig war, getrunken mit ebensolcher Dankbarkeit für die Organisatorinnen des Tages.
Webstück 1
Webstück 2
Viel gesponnen habe ich am 2. September nicht – aber dazu fährt man ja eigentlich auch nicht zu einem Spinntreffen. Als das Rädchen gerade das erste Mal richtig rund lief, wurde zur Vorführung an der „Spinning Jenny“ geladen. Extra für uns ! Mir unterlief der Lapsus, dass ich mir die Namen derjenigen, die uns die verschiedenen Maschinen nahe gebracht haben, nicht aufschrieb. Das tut mir Leid, denn sie haben uns wirklich wunderbar – und viel umfangreicher, als ich zu hoffen wagte - „ihr“ Museum nahe gebracht. Ich weiß nun, dass der Bau der „Spinning Jenny“ ein früher Fall von Industriespionage war, der dazu führte, dass die Maschine in einer Tuchfabrik in Neumünster aufgestellt wurde und mit 19 ! Spindeln gleichzeitig Garn produzierte, was einer Revolution auf dem Gebiet nahe kam.
An der "Spinning Jenny"
Weitere Details will ich hier gar nicht ausbreiten – zum einen, weil die Gefahr besteht, dass ich nicht alles verstanden habe und groben Unfug weitergebe. Und zum anderen, weil einfach Jede und Jeder mit weiter gehendem Interesse unbedingt das Museum in Neumünster aufsuchen sollte. Es wird über weite Strecken von Ehrenamtlichen betreut, die früher häufig selbst in der Textilindustrie tätig waren und auf fast jede Frage zu diesem Bereich eine Antwort haben. Wir erlebten einen Webstuhl in Aktion, uns wurde erläutert, wie die Arbeit der Stopferinnen aussah und wie man an der eigentlich fertigen Decke noch die Fransen dreht.
Webstuhl
Daneben, dazwischen, danach … haben wir natürlich auch unsere typischen Spinntreffen-Erlebnisse gehabt. Auch wenn es dann doch keine Modenschau gab, haben wir viele fertige Stücke bewundert, haben von Ulrike Bielefeld und den anderen Tungendorferinnen Etliches über ihre Pflanzenfärberei und Spinnerfahrungen gelernt, Birgit und Annegret konnten dem Faser-Angebot nicht widerstehen und deckten sich ein und wir alle hatten einen wunderbaren Tag. Sollte jemandem eine Einladung zum nächsten Spinntreffen an gleichem Ort ins Haus flattern, kann ich nur empfehlen: Fahr hin!